Gearbeitet wird zu Hause - gefeiert im Büro!

Oder warum die Veränderung der Arbeitswelt den größten Einfluss auf Meetings und Events hat.

Manche Leser*innen fragen sich jetzt vielleicht: “gefeiert wird im Büro"? Was ist das für ein Blödsinn?” Wer mich schon länger kennt, der weiß, dass ich gern meine fundierte aber auch subjektive Meinung äußere. Und man weiß dann vielleicht auch, dass ich schon häufiger Vorträge gehalten und Beiträge geliefert habe, deren Titel auf den ersten Blick recht provokant erschienen. Dabei muss ich aber darauf hinweisen, dass sowohl der Titel dieses Artikels als auch der eines Vortrages vor einigen Jahren auf der ITB (“Wenn Sie einen Scheißprozess digitalisieren, dann haben Sie einen scheiß digitalen Prozess”) nicht aus meiner Feder stammen, sondern Zitate sind. Der Titel dieses Beitrages entstammt dem mir zugetragenen Zitat von Katharina Dienes, zuständig für Smart Urban Environments am Fraunhofer IAO. 

Aber was hat es nun damit auf sich und was steckt hinter dieser Aussage?

Die Arbeitswelten haben sich in den letzten Jahren extrem verändert. Nach knapp zwei Jahren Homeoffice-Pflicht besteht heute zwar per Gesetz kein Recht auf Remote Work aber in vielen Unternehmen wird dieses Modell dennoch weiterhin gelebt und auch geschätzt. Laut einer Webex Studie rechnen 25% der Befragten damit, dass sie künftig noch maximal 10 Tage im Monat im Büro verbringen werden und 81% wollen entweder gar nicht mehr ins Büro zurückkehren oder ziehen ein Hybridmodell vor.

Als Unternehmer setze ich bereits seit 2015 auf 100% Remote Work und Selbstbestimmung und daher überraschen mich die Entwicklungen der letzten Jahre nicht. Die Vorteile von flexiblen Arbeitsorten liegen klar auf der Hand: die Produktivität der Mitarbeiter ist höher, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fällt leichter, die Attraktivität des Arbeitsplatzes steigt und das Recruiting ist gerade in Zeiten von einem hohen Fachkräftemangel leichter.

Vergleicht man die Ergebnisse zweier Studien (beide Fraunhofer Institut) zum Thema “Mitarbeiter Performance”, so zeigt sich, dass diese im Homeoffice mit 4,0 bewertet wurde, während sie am Arbeitsplatz im Büro nur mit 3,2 bewertet wurde.

Ergebnisse der Homeoffice Experience Studie 2021 und der Office Analytics Studie 2018 über die Performance von Mitarbeitern am Arbeitsplatz

Ergebnisse der Fraunhofer Studien “Homeoffice Experience” und “Office Analytics”.

Aber natürlich gibt es zwei Seiten der Medaille und somit nicht nur Vorteile beim Thema Homeoffice. Denn nicht jede*r arbeitet immer gern von zu Hause, die Spontanität und Kreativität leiden und der informelle Austausch fällt weg.

Das betrifft die gemeinsame Projektarbeit, die persönlichen Gespräche an der Kaffeemaschine und das sich “Auskotzen” über den “blöden” Chef und sich wieder beruhigen lassen. Und natürlich fehlt auch die nonverbale Kommunikation und der Augenkontakt, den man sonst in persönlichen Meetings hat. Trotz aller digitaler Errungenschaften, können Video-Calls und Test-Messaging-Dienste diese Funktionen nicht wirklich ersetzen. Um auf das Zitat von Katharina Dienes zurückzukommen: das “Feiern im Büro” steht für den informellen und kreativen Austausch, das “Arbeiten zu Hause” steht für die nachweislich höhere Produktivität und Performance.

Was hat das mit Meetings und Events zu tun?

Die bisherigen Erfahrungen haben uns gezeigt, dass durch die Veränderungen der Arbeitswelten die folgenden Punkte wichtiger denn je geworden sind: die kreative “Spielwiese”, der informelle Treffpunkt und der Gruppenarbeitsplatz. Und letzterer ist nur ein anderes Wort für Präsenz-Meeting!

Nicht alle Meetings lassen sich durch Video-Calls ersetzen, das persönliche Zusammenkommen an einem gemeinsamen Tisch wird für bestimmte Themen und Situationen immer wichtiger. Wir müssen Meetings aber richtig machen! In den letzten Monaten habe ich verstärkt festgestellt, dass sich viele Stakeholder der Meeting- und Eventbranche freuen, wieder in die “Normalität” zurückgekehrt zu sein (was auch immer das genau heißen mag) und sich unzureichend mit dem Wandel der Erwartungshaltung und den Anforderungen auseinandersetzen. Während co-kreative und hybride Meeting- und Eventformate mittlerweile fast überall state-of-the-art sind, wird der Einsatz von kollaborativen Methoden und technischen Tools noch stark vernachlässigt. Wir haben zwar gelernt, wie man in einem realen Tagungsraum eine Workshop hält und gemeinsam Themen erarbeitet und wir wissen auch, wie man sich in einem Video-Call zusammenschaltet und ein Online-Meeting durchführt. Aber womit sich viele noch schwertun ist die Zusammenführung von analogen und digitalen Eventformaten. Wie schafft man es, die Kollegin aus dem Homeoffice oder den Projektleiter aus der Designagentur so in ein Präsenz-Meeting zu integrieren, dass alle das gleiche Meeting-Erlebnis haben? Wie arbeitet man am besten mit dezentralen Teams, die zu 80% remote und mobil arbeiten und nur wenige Tage im Monat ins Büro kommen?

Hybride Veranstaltungen sind letztlich nicht ganz neu und werden bereits länger praktiziert. Aber es gibt einen Unterschied zwischen einem Standardevent und einem hochwertigen kollaborativen Meeting-Erlebnis, bei dem es kaum einen Unterschied macht, ob die Teilnehmer persönlich vor Ort sind oder sich digital dazuschalten. Alle Workshops, die ich in den letzten Monaten mit erfahrenen Meeting- und Eventmanagern durchgeführt habe, kamen zu dem gleichen Ergebnis: Für moderne hybrid durchgeführte Meeting- und Eventformate besteht bisher kein standardisiertes Setup. Weder in den MICE Locations noch in den Büros der Unternehmen.

Daher habe ich mich ganz besonders darüber gefreut, dass der VDVO - Verband der Veranstaltungsorganisatoren e. V. als exklusiver MICE-Partner der ITB Berlin das Thema „GO HYBRID CREATIVE“ aufgegriffen hat. Die Resonanz der Aussteller und Besucher war riesengroß und ich bin fest davon überzeugt, dass sich die hybride Meeting- und Eventkultur in den nächsten Monaten massiv weiterentwickeln wird.

Bildquelle: DJ auf der ITB MICE Night vom VDVO

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